Ecuador 2023
Grösse: 256'370 km2
Sprache: Spanisch
Währung: US Dollar
Bevölkerung: ca. 17.8 mio
wir waren da von: 16. Juni bis 09. Juli 2023 (3 Wochen)
Kosten: 1'538 Fr.
Gefahrene Kilometer: 2'285km
Verbrauchtes Benzin: 225l
Nächte im Zelt: 24
Verpflegung: 330 Fr.
Wartung: Ölwechsel und Filter BMW, Getriebeöl BMW, Kardanöl BMW, Zündkerzen BMW, Bremsflüssigkeitwechsel, Umkippschalter Versys überbrückt, komplettes elektronisches System Versys kontrolliert
Warten an der Grenze
Weg durchs Grün
Warten an der Grenze
Reparieren mit Aussicht
Endlich waren wir in Ecuador angekommen und wir trauten unseren Augen kaum. In Ecuador erkannten wir plötzlich, wie gegensätzlich zwei Länder sein können. Es ist schon interessant, wie schnell man sich an etwas gewöhnt und wie schnell etwas normal wird. Die erste Region im südlichen Ecuador, durch die wir fuhren, ist eine sehr touristische Region und dort leben sehr viele amerikanische Rentner. Entsprechend fanden wir nicht nur perfekte Strassen vor, sondern auch richtige Villen und der generelle Standard der Häuser war auf einem Niveau, das wir schon lange nicht mehr gesehen hatten. Die vorherrschende Farbe in Peru ist Braun. Die meisten Häuser sind aus gebrannten oder ungebrannten Lehmziegeln gebaut und unverputzt. Entsprechend arm sehen diese Häuser meist aus. Oft haben sie noch unschöne Wahlwerbungen auf die Mauern gemalt. Ecuador schien da völlig anders zu sein. Fast alle Häuser waren verputzt oder immerhin gestrichen und die Wände waren mit hellen, freundlichen Farben bemalt. Wir fühlten uns wie im Paradies. Als wir dann in Cuenca ein brandneues Tram entdeckten, das aussah wie in Bern und vor unserem Campingplatz am Fluss entlang ein Weg zum Spazieren führte, staunten wir nicht schlecht.
Wir verbrachten eine Woche in Cuenca, der wahrscheinlich modernsten Stadt in Ecuador. Die Altstadt erinnerte uns an europäische Altstädte, die Tramfahrt fühlte sich an wie in der Schweiz und wir waren erstaunt, wie viele Amerikaner dort leben. Wahrscheinlich auch wegen der tollen Infrastruktur leben dort sehr viele amerikanische Rentner. Ecuador bietet sich auch sehr gut an, da dort mit dem amerikanischen Dollar bezahlt wird und ein angenehmes Klima herrscht. Cuenca ist ausserdem bekannt für den Zahnarzttourismus aus der USA und Kanada. Auch bei uns stand eine Zahnkontrolle und allfällige Zahnreparaturen an. Also nutzten wir die Gelegenheit und gingen wiedermal zum Zahnarzt.
Schon kurz vor Cuenca hatte Mateo wieder die ersten Aussetzer. Wie in Peru, bevor wir die Lichtmaschine und den Regler repariert hatten, schaltete der Motor während der Fahrt einfach so aus. Komischerweise war er 2000km problemlos gelaufen und jetzt schien das Problem wieder aufzutauchen. Natürlich kontrollierten wir zuerst ob die Batterie richtig geladen wurde und ob die Spannung auch korrekt war und diesmal konnten wir die Lichtmaschine und den Regler ausschliessen. Dies bedeutete, dass das Problem an einem anderen Ort lag, die Lichtmaschine und der Regler aber trotzdem defekt gewesen waren. Da er wieder nur sporadisch ausschaltete, entschieden wir uns, einfach weiter zu fahren, bis er irgendwann gar nicht mehr läuft. Nach Cuenca fuhren wir etwas in den Norden, auf der Urwaldseite der Anden. Wir hatten uns im Internet einen ruhigen, gemütlichen Campingplatz ausgesucht. Als wir dort ankamen, waren wir nicht die einzigen Motorradfahrer. Der ruhige und gemütliche Campingplatz verwandelte sich zu einem Motorradtreffen. Wir meiden eigentlich solche Treffen und geniessen lieber unsere Ruhe, aber da wir schon mal da waren, konnten wir ja schlecht wieder weg. Also entschieden wir uns zu bleiben und hofften auf gute Rockmusik und leckeres Bier. Natürlich waren wir die Hauptattraktion. Ecuador und auch Kolumbien haben eine grosse Motorradszene. Es sind aber meistens kleine Motorräder (ab 150cc). Motorradclubs sind sehr beliebt und so trugen fast alle Lederkutten mit den Clublogos. Es war ein netter, feuchtfröhlicher Abend und sogar schlafen konnten wir im Zelt recht gut. Um ehrlich zu sein, war es auch mal lustig, bei einem solchen Treffen dabei zu sein.
Danach ging es weiter zum Vulkan Chimborazo. Mit seinen 6263müM ist er einer der höchsten Vulkane Ecuadors und der ganzen Andenkette. Da wir mit dem Motorrad leider nicht in den Nationalpark hinein durften, in dem sich der Vulkan befindet, übernachteten wir nebenan und hofften, dass sich die Wolken um den Vulkan noch verziehen. Aber da hatten wir uns getäuscht. Da wir auf 4200müM waren, hatten wir eine sehr kalte, windige und regnerische Nacht. Wir schliefen nicht ganz so gut und am Morgen war die Wolkendecke sogar noch dicker als am Abend. Also entschieden wir uns weiter zu ziehen und auf die Sicht auf den Vulkan zu verzichten. Doch genau als wir losfuhren, verzogen sich die Wolken für einige Minuten und gaben doch noch einen kurzen Blick auf den Vulkan frei.
Da Rino unbedingt noch einmal an die Küste wollte, war dies unser nächstes Ziel. Mateo machte immer mehr Probleme und als wir durch die Grossstadt Guayaquil fuhren, schaltete der Motor alle 2km aus. Leider befanden wir uns auf einer grossen, mehrspurigen Autobahn und ich hatte Lastwagen im Rücken und musste immer wieder den Motor zum laufen bringen. Ich hatte langsam wirklich keine Lust mehr auf dieses Motorrad. Das Schlimme dabei war eigentlich nicht, dass wir ein Problem hatten oder das Problem als solches, sondern, dass wir keine Ahnung hatten, an was es liegen könnte. Mit unserem Freund und Mechaniker in der Schweiz standen wir schon fast täglich in Kontakt und er hatte auch keine Ideen mehr. Immerhin schafften wir es bis an die Küste und sogar bis zu einem wundervollen Campingplatz. Wir brauchten eine Pause und wollten zwei, drei Nächte bleiben. Da wir ja Zeit hatten, entschieden wir uns, nochmals einen Versuch zu starten und nochmals bei Mateo alles durch zu checken. Und endlich war es soweit: er wollte nicht mehr richtig anspringen! Wir freuten uns richtig darüber! Endlich konnten wir mal richtig testen. Und wir fanden auch schnell heraus, dass das Problem bei der Zündung liegen musste. Die Frage war dann nur noch, woher genau das Problem kam. Wir zerlegten die Elektronik komplett und Rino verbrachte fast eine Woche mit Tests. Er machte alles Tests, die er im Handbuch fand. Aber auch damit kamen wir nicht weiter. Wir fühlten uns gezwungen, langsam aber sicher einige Teile zu ersetzen. Da aber Kawasaki Ersatzteile schwierig zu bekommen sind und auch sehr teuer waren, suchten wir nach Optionen, an gebrauchte Ersatzteile zu kommen. Auch dies ist in Südamerika für dieses Modell eher schwierig. Ich fand in Europa, die Teile und ich fand auch jemanden, der mir diese nach Kolumbien mitbringen würde. Und bis Kolumbien sollte ich es ja wohl noch irgendwie schaffen. Und dann fand Rino plötzlich das Problem, oder zumindest ein weiteres Teil, das einen Defekt aufwies: der Umkippschalter. Moderne Motorräder haben einen Sensor verbaut, der den Motor ausschaltet, sobald das Motorrad in extremer Schräglage ist, also auf dem Boden liegt. Dieser Schalter schien defekt zu sein. Doch ihn einfach aus zu stecken oder zu überbrücken, ging leider auch nicht. Und wieder sassen wir am Tisch unter unserem Unterstand, schauten auf das wunderschöne Meer hinaus und überlegten uns, wie weiter. Immerhin waren wir an einem extrem schönen Ort und genossen trotz Problemen die tolle Aussicht und unsere Ruhe. Und dann, nach stundenlangen Recherchen, fand Rino die Lösung, wie wir diesen Sensor überbrücken konnten. Dafür fuhren wir in die nächste Stadt, ca 120km entfernt mit dem Ziel, kleine, elektrische Widerstände zu finden. Wir waren sogar erfolgreich und fuhren positiver Dinge wieder zurück. Und es klappte! Mit den zwei richtigen Widerständen, die weniger als 10 Rappen gekostet haben, konnten wir den Schalter überbrücken und das Motorrad sprang wieder korrekt an.
Jetzt mussten wir Gas geben. Wir wollten zwei Freunde aus der Schweiz, die in Kanada ihre Weltreise gestartet hatten, in Kolumbien treffen. Ihr Datum für die Verschiffung ihrer Motorräder von Panama nach Kolumbien stand schon und nun warteten sie auf uns, damit wir gemeinsame Pläne schmieden konnten. Unser Ziel war jetzt nur noch nach Kolumbien zu kommen und somit hatten wir leider nicht mehr viel Zeit in Ecuador übrig. Eigentlich wollten wir noch den Vulkan Cotopaxi besichtigen. Aber auch hier durften wir mit den Motorrädern nicht in den Nationalpark und als wir dort vorbei fuhren, war er im Regen und in den Wolken versunken, also fuhren wir daran vorbei, direkt Richtung Norden, Richtung Kolumbien. Als wir den Äquator überquerten, wollten wir eigentlich noch ein Foto machen, aber da auf der Hauptachse, weder eine Ausfahrt, eine Tafel noch sonst etwas hatte, befanden wir uns ohne etwas gemerkt zu haben plötzlich auf der Nordhalbkugel.